DANGER: Wall of Text inc.
Gerade in Bezug auf die AH-Preise meine ich, dass es eine einleuchtende Erklärung gibt.
Mein erster Char auf diesem Server ist (um möglichst schnell an ausreichend Gold zu kommen) in Bergbau und Kräuterkunde ausgebildet. Am Anfang meiner Berufskarrieren (es folgt eine Spekulation
) habe ich häufiger auf alle von mir abbaubaren Handwerkswaren ein Monopol gehalten, und damit auch den Preis diktieren können. So war es mir (bis etwa vor 14 Tagen noch) möglich Echtsilber zu Preisen von bis zu 13g/Stack zu verkaufen.
Mittlerweile ist der Echtsilberpreis wie man weiß völlig am Boden.
Erklärungsversuch:
1. Erze sind in gewisser Hinsicht Handwerkswaren, die mit anderen schlecht bis gar nicht vergleichbar sind.
Der Grund dafür ist, dass sie nicht (wie etwa Kräuter, Leder und Verzaubererrohstoffe) nur einem Beruf zugeordnet sind. Ingenieure, Juwelenschleifer und Schmiede benötigen (zum Skillen vor allem gewöhnliche) Erze in großen Mengen.
Da die Preise für Handwerkswaren (bzw. im Grunde genommen Allem im AH) allerdings immer am Goldpool eines Highlevel Charakters orientiert sind, ist es für neue Spieler nicht möglich, eine verarbeitende Profession unabhängig vom korresponiderenden Sammelberuf zu ergreifen. Sie könnten die nötigen Handwerkswaren schlicht nicht einkaufen, insbesondere, da der Bedarf an fertigen Handwerksprodukten (ich rede hier natürlich von allem pre ~350) in der Regel gering ist und niemals die Kosten der Rohstoffe deckt.
Es kann also davon ausgegangen werden, dass (insofern es sich dabei nicht sowieso um die natürliche oder logische Wahl handelt) jeder neue Spieler, der Schmied, Ingenieur oder Juwelenschleifer ist, Bergbau als zweiten Beruf gewählt hat. Das erwartbare Sammelverhalten ist, dass alles, was ohne großen Aufwand erreichbar ist, auch abgeerntet wird.
Genutzt wird das Farmergebnis, um den verarbeitenden Beruf zu pushen. Sehr wahrscheinlich ist, dass der limitierende Faktor für die Produktionsgänge dabei aber nicht die seltenen, sondern die gewöhnlichen Erze sind, da sich natürlich einfache Rezepte verwenden lassen, bis meinetwegen das Mithril aufgebraucht ist. Die Überreste seltener Erze häufen sich nach und nach an, bis schließlich die Handwerksstufe überwunden ist, die diesen Rohstoff überhaupt noch benötigt. In Folge dessen wird jeder Bergarbeiter versuchen den Überschuss an andere Spieler zu verkaufen.
Spätestens jetzt ist klar, dass der Markt ab dem Punkt schief hängt.
Alle (oder wenigstens die meisten) Spieler, die bspw. Echtsilber verbrauchen befinden sich über kurz oder lang in der selben Situation. Der Preiskampf der daraus entsteht ist für mich direkt beobachtbar gewesen. Gerade weil ich selbst ja nur Sammelberufe habe, und Handwerkswaren für mich damit keinen anderen als ihren Verkaufswert haben, habe ich sicherlich am Preisabsturz meine Aktie. (Das Unterbietverhalten einiger Spieler hier wäre ein gesondertes Kapitel, aber jeder sollte mal versuchen, sich seines eigenen Einflusses auf die Preisentwicklung bewusst zu werden. Bei einer kleineren Spieleranzahl ist die Marktverantwortung logischerweise pro Teilnehmer viel höher.)
Mittlerweile bin ich seit einer Woche LvL 70, habe seit gefühlten Ewigkeiten kein Echtsilber mehr abgebaut und schiebe immernoch 3 Stacks zwischen AH und Briefkasten hin und her. Da der erwartbare Erlös beim Verkauf eines Stacks längst nicht mehr in der Lage ist, meine bereits gezahlten Anzahlungen zu decken, war das Einsammeln für mich im Endeffekt ein Verlustgeschäft. (Jetzt wo ich darüber nachdenke, wird sich wohl gleich der NPC meines Vertrauens über 60 Echtsilbererz freuen).
2. Der immer wieder herangezogene Blizzlike-Vergleich zieht nicht, bzw. er vergleicht die falschen Dinge miteinander.
Es liegt weniger am Spawnverhalten der einzelnen Erze, dass hier eine Vergleichbarkeit nicht gegeben ist, vielmehr liegt es an der Spieleranzahl auf dem Server und der daraus resultierenden Spielerdichte gerade in LowLvL-Gebieten. Die von Hasdrubal angesprochene Häufung von Vorkommen habe ich so auch schon erlebt. Allerdings immer in "unpopulären" Gebieten. (Beispielsweise habe ich den Eindruck, dass auf Allianzseiten niemand große Lust auf Kalimdor hat, weil die Infrastruktur dort für uns relativ bescheiden ist. Klassischerweise fehlen also Spieler in Darkshore und Ashenvale, Feralas etc. Meine Questerfahrung auf Hordeseiten ist nur sehr eingeschränkt, da müsste jemand anderes mal ein Statement abgeben, ob es typischerweise "gemiedene" Gebiete gibt.)
In Westfall oder Stranglethorn wird sich eine derartige Häufung deutlich seltener auffinden lassen, da hier der Durchsatz an Spielern viel größer ist. Es ist für mich fraglich, ob nicht auf einem Offi ähnliche Häufungen entstehen würden, wenn nicht zu jedem Zeitpunkt viel mehr Spieler in allen Gebieten unterwegs wären.
Die einzige "Lösung" für das "Problem", die mir jetzt einfiele, wäre, Rohstoffvorkommen in gewissen Intervallen aus Gebieten, in denen sich kein Spieler (evtl. kein Spieler mit dem passenden Sammelberuf, falls diese Abfrage möglich ist) befindet, zu despawnen. Damit entstünden sie in Gebieten wahrscheinlich wieder, in denen sie kontinuierlich gefarmt werden und Häufungen somit seltener auftauchen.
Damit liegt aber das nächste Problem auf der Hand. Betrete ich nun doch mal ein unpopuläres Gebiet, so gibt es dort erstmal nichts zu farmen. Ob dann nicht die aktuelle Situation doch die bessere ist, ist, meine ich, offensichtlich. Vor allem ist sie mehr "Blizzlike" als man annehmen möchte.
Was machst du auf dem Offi, wenn ein Gebiet überfarmt ist? Du suchst dir ein unterfarmtes Gebiet.
Ich möchte abschließend dazu anregen, über den Begriff "Blizzlike" im Allgemeinen noch einmal nachzudenken.
Ich meine, dass er sehr missverstanden ist. Für mich bedeutet "Blizzlike", dass die Ausgangssituation so nah wie möglich am offiziellen Server 2.4.3 ist. Wer jetzt glaubt, dass das Endergebnis, das aus dieser Ausgangssituation - bei einer um ein vielfaches kleineren Spielergemeinschaft - resultiert, haargenau das gleiche sein muss, damit der Server sich "Blizzlike" nennen darf, glaubt dies zu Unrecht. Vielmehr ist es nur natürlich, dass sich besondere Phänomene zeigen, die leichte bis gravierende Unterschiede nach sich ziehen. Und nirgendwo stehen mehr Spieler miteinander in einem direkten Kontakt, als auf dem Markt für Rohstoffe und Handwerkswaren/-produkte. Wenn man hier versucht, die Offi-Situation auf Teufel komm raus zu reproduzieren, obwohl die Einflussgrößen völlig andere sind, kommt man nicht näher an das Ideal "Blizzlike", man entfernt sich davon.
Wer das alles gelesen hat... Respekt und vielen Dank
Grüße,
T.