Ich sehe es mal so: Weihnachten war schon immer etwas, worauf man sich freuen kann. Sei es nun, dass man innerhalb von drei Tagen die gaaaaaanze Familie sieht, was bei großen Familien (wie bei mir) nicht so oft vorkommt, oder halt, dass man sich freut, dass man etwas bekommt, was man sich gewünscht hat.
Wünsche können in der Tat finanziell sehr günstig sein, gleichzeitig aber nur sehr schwer realisierbar: "Ich wünsche mir, dass wir an Heiligabend einen Tag ohne negativen Stress, ohne Ärger und mit viel Freude verbringen."
Wünsche können aber auch sehr einfach realisierbar sein und dagegen finanziell eher schwer realisierbar: "Ich wünsche mir vom Elektronik-Fachhandel einen neuen 42-Zoll-Fernseher (, weil der alte... mir nicht mehr gefällt!)."
Für was man sich jetzt entscheidet, ist einem selbst überlassen, natürlich freue auch ich mich, wenn ich einen Wunsch an Weihnachten erfüllt bekomme - so wie wahrscheinlich jeder, nur dass die Wünsche einfach verschieden sind. Dass da ein gewinnorientierter Betrieb eine Werbung erstellt, die seine Einnahmen steigern soll, ist wohl sehr verständlich. Dass die Werbung so existiert, wie sie es eben tut, ist nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft einschließlich unseren Werten und Ansichten. Die Schuld dafür diesem Elektronik-Fachmarkt zuzuschieben wäre töricht.
Für mich zumindest steht außer Frage, dass ich irgendwas teures an Weihnachten kaufen werde, um andere glücklich zu machen. Das wird sich vielleicht noch ändern, weil ich als Student natürlich auch finanziell nicht in der Lage dazu bin. Aber generell sehe ich es eher so: Gerne - sei die finanzielle Lage mal außer Acht gelassen - erfülle ich anderen auch einen großen (teuren) Wunsch, aber nicht an einem konsumorientierten Fest wie Weihnachten, sondern eher einem individuellen wie dem Geburtstag oder aber sogar ohne einen genauen Hintergrund.
Was heutzutage auch eher eine Rolle spielt, ist, dass man versucht, vernachlässigte soziale Aspekte mit materiellen Dingen auszugleichen. Viele Eltern haben nicht mehr die Zeit, sich so intensiv um ihre Kinder zu kümmern wie früher - oder wollen es nicht, weil sie eigene Interessen haben, die sie für mindestens genauso wichtig halten. Dass man dann die Zuneigung durch (übermäßig vorhandenes) Geld erkaufen möchte, macht das ganze einfach. Traurig ist hierbei eigentlich nur, dass es allzu oft funktioniert. Man soll allerdings auch schon von Ausnahmen gehört haben...
Deshalb glaube ich nicht, dass man in einem Thread gegen diese Werbung diskutieren sollte - eher gegen den Konsumrausch an Weihnachten allgemein und gegen den Werteverlust in unserer Gesellschaft. Ehrlich gesagt finde ich die Werbung sogar lustig, nicht sonderlich niveauvoll, aber lustig. Es passt halt einfach zu unserer modernen Zeit, so traurig es auch sein mag. Ich hätte vielleicht diesen einen Spruch gestrichen ("Weihnachten wird unterm Baum entschieden!"), aber einen großen Unterschied macht es jetzt auch nicht. Man sieht halt, wie Menschen sich über ein Geschenk freuen, was an und für sich überhaupt nicht schlimm ist. Schlimm ist nur, dass sich die gemeine Gesellschaft mit durchschnittlichem Guthaben Richtung Geissens von RTLII verändert. Jeder sollte das ausgeben, was er kann und nicht über seinen Verhältnissen leben.